Flüchtend über Stock und Stein
Peter Wiegand lebt verschiedene Rollen: mal ist er Sänger in einer Band, dann Anstreicher auf dem Bau, mal ist er der bescheidene Weltreisende, dann der fanatische Weltverbesserer, mal ist er Familienvater, dann ist er ganz einsam.
Seine Kindheit verbrachte Peter Wiegand im Kinderheim oder bei einer Pflegetante, die Eltern kannte er kaum, ebenso das Gefühl von Geborgenheit. Mit 17 Jahren nimmt er von seiner fürsorglichen Pflegefamilie Reißaus und flieht in die Welt: rastlos unterwegs, immer auf der Suche nach einem Gelegenheitsjob oder einem Platz zum Schlafen und etwas zu essen. Seine Fähigkeit, ständig in andere Rollen zu schlüpfen, hilft ihm zu überleben. Als Hilfsarbeiter lernt er ganz Europa, Israel, Indien und Amerika kennen.
Am Ende seiner Wanderjahre begegnet er seiner zukünftigen Frau Edelgarde, mit ihr hat er zwei Töchter. Im Chiemgau wird Peter das erste Mal sesshaft und gründet dort eine Tofu-Fabrik, eine Idee, die er aus Amerika mitgebracht hat. Wie oft in seinem Leben verkennt er die Realität und steht bald vor dem Bankrott. Seine Ehe ist zerrüttet. Er flieht wieder vor seiner Verantwortung in die Welt, doch die Schulden und die Liebe zu den Kindern holen ihn zurück nach Rosenheim. Dort trifft Peter Wiegand eine radikale Entscheidung: er wird Musiker und Schauspieler und will fortan auf diese Weise seinen Lebensunterhalt verdienen und die Schulden abarbeiten. Reichen die Auftritte nicht aus, verdient er den Rest als Handlanger auf dem Bau. Nach langer Zeit des Nehmens beginnt Peter, zu geben.
In der Lebenslinie stellt sich Peter Wiegand zum ersten Mal seiner Vergangenheit, er spricht über seine Reisen, wie über seine Fehler und begegnet dabei den Orten seiner Kindheit, wie der Erziehungsanstalt Jagdberg in Österreich. Hier trifft er nach 35 Jahren seine Pflegeeltern wieder, zu denen er seit seiner Flucht keinen Kontakt mehr hatte. Diese Lebenslinie stellt die Frage, ob sich der ewig rastlose Peter Wiegand in der Rolle des Bühnenmenschen endlich gefunden hat. „Auf der Bühne verschenk´ ich mich!“, sagt Peter Wiegand und lacht ...