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Martha sitzt auf einem Hocker und starrt an die hölzerne Kirchentür. Sie ist vergessen worden – in einer Landkapelle. Nun sitzt sie dort fest. Die schwere Pforte versperrt mit Schloss und Riegel. Sophie Averkamps Kurzfilm „Martha“ erzählt von einer Frau an einem gar nicht gottverlassenen Ort. Der Einsamkeit ausgeliefert und auf sich selbst zurückgeworfen, bleiben der gläubigen Katholikin Martha verschiedene Wege, mit der Situation umzugehen. Zunächst hatte sie gerufen und gehämmert, dann versucht das Schlüsselloch zu knacken. Alles erfolglos. Die Fenster unerreichbar hoch, die Wasserflasche im Rucksack leer. Jetzt also sitzt sie direkt vor der Tür, ihr Rücken dem ihr sonst so heiligen Kirchenraum zugewandt. Den einzigen Weg in die Freiheit lässt sie nicht aus den Augen. Marie Gruber spielt die unterschiedlichen Phasen von Marthas Gefangenschaft absolut eindeutig. Mal ist die Frau kluge Herrin der Lage, wägt ab, probiert aus wie sie sich selbst befreien kann. Kurz darauf naives Opfer, ängstlich und mutlos. Sie wartet. Wartet darauf, die Türe möge sich noch ein einziges Mal öffnen, jemand werde zurückkommen. Aber niemand kommt. Nach der ersten Nacht, deren stille Finsternis Martha in Angst und Schrecken versetzt hat, wirkt die Frau ratlos. Hat sie resigniert? Bleibt außer Nägel kauen und Selbstmitleid nichts übrig? In der zweiten Nacht beginnt sie zu flehen. Auf steinernem Boden kniend, betend, die gefalteten Hände zum Himmel gestreckt – ohne Antwort. Die Kollekte in einen festmontierten eisernen Klingelbeutel werfen, das ist alles, was Martha noch hat. Auch einen Schein faltet sie klitzeklein, um ihn durch den engen Schlitz des kirchlichen Sparschweins zu quetschen. Ihr Blick wandert dabei hinauf zum Kruzifix – hoffentlich entgeht ihm ihre Demut nicht. Zwischenzeitlich entwickelt sich Groll gegen ihren Schöpfer. Womit hat sie das auch verdient? Die Wut bringt sie weiter, bringt sie an Punkte, die sie selbst nie für möglich gehalten hätte: Weihwasser trinken, Hostien essen, mit dem Altarkreuz die Tür rammen. Sie wird es im Alleingang entscheiden, Ideen entwickeln, denn zum Beraten ist keiner da. Außer der da oben, der so schön still lauscht und zuguckt. Vor Martha liegen viele Stunden auf dem kleinen Hocker. Und die unüberwindliche, hölzerne Kirchentür. - Antonia Mahler
Fünf Seen Filmfestival//2014
20min|max Kurzfilmfestival Ingolstadt//2014
Preis in der Kategorie Bester Film
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